Kiosk unterwegs, die zweite

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Empfangshalle taggen

Fotos: Alescha Birkenholz


Postapokalyptischer Schmuck

Für die erste postapokalyptische Industriemesse im Juni 2051 in Wiener Neustadt, Österreich, ist aus Überresten und Fundstücken der menschlichen Zivilisation nach der Apokalypse im Oktober 2011 ein Sammelsurium an mehr oder weniger anmutenden kleinen Dingen entstanden, die, kurz nach diesem schweren Schlag für die gesamte Menschheit, noch im Mangel an Roh- und Güterstoffen, zu Schmuck verarbeitet werden:

(Fotos: Alescha Birkenholz)


MOFO.FOBEL am KIOSK FRee

Die MObile FOrschungsstation mit dem FOrschungsBEuteL ist Skulptur und doch bewegliches, nutzbares Element. Der öffentliche Stadtraum wird erkundet und an die zugehörige LABORSTATION übergeben.

(Fotos: Alescha Birkenholz)


Im Sommer habe ich in Berlin und in der Mark Fotos von Kiosken gemacht

Dereinst weilte ich in Berlin und machte Fotos von Imbissbuden und Kiosken für eine Zeitschrift. Beim Schlesischen Tor, beim Ullsteinhaus, am Görlitzer Bahnhof, aber auch in Zossen und am Buckower See in Brandenburg fand ich schöne Motive.
Die Zeitschrift erschien im Herbst anlässlich des Projektes KIOSK FRee in München.
Der Künstler Christoph Ziegler hatte eine Skulptur gebaut, einen Kiosk, der von anderen Künstlern bespielt wurde. Kunstvermittler Achim Sauter veranstaltete in der Kiosk-Skulptur am Sendlinger Tor Lesungen, Konzerte und Aktionen. Ein schönes Projekt.

Als ich nun beim KIOSK FRee einem konspirativen „Salzstangensalon“ beiwohnte, wunderte ich mich über einen primelgelb bewesteten Mann mit dicker Kamera, der die Kioskskulptur von allen Seiten fotografierte und bestimmt drei Rollfilme verschoss. Er gab mir seine Karte. Ein Eventscout aus Berlin.

Einige Monate später bekam ich eine Post von ihm.
Berlin kann sich scheinbar nicht retten vor lauter Events. Nach dem Großevent folgt schon das jährliche, von zahlreichen Veranstaltungen flankierte Festival, dann folgt die weltweite Eventwoche die heuer übrigens zum ersten Mal in Berlin stattfinden wird. Danach folgen irgendwelche Festwochen und dann schon wieder ein Event. Das neue Festival oder Spektakel für das der Eventscout warb nennt sich nun KIOSK SPRree! Ein Megaevent mit starker Strahlkraft. Hamse jeklaut! Kenn ick doch irjendwoher.

Für das KIOSK SPRee werden mehr als eine Million Besucher erwartet, die Stadt rechnet mit mehr als 400 000 Übernachtungen. Das liegt auch am Begleitprogramm mit Veranstaltungen wie der „Langen Nacht der Curry mit Darm“ in Kuno´s Kiosk an der Kleinen Kawuppke und der „Langen Nacht ohne Darm“ am darauf folgenden Wochenende. Die Künstlerin Sylvie Brimsl-Dubois installiert am „Hühnertod 2000“ eine Licht-Klang-Installation. Bei „U-Bahn-Stopp-Neumann“ gibt es Bouletten, bei „Semih´s Döner Imbi´ss Helal“ gibt es Spießbratenbrötchen „die ganze Nacht. Solange Fahrrad reicht“, wie Semih Ayoglu, der Betreiber augenzwinkernd kundtut. „Semih´s Döner Imbi´ss Helal“ im Gräfekiez ist nicht nur der Ort der Eröffnung mit dem regierenden Bürgermeister sondern auch ein guter Ausgangspunkt für Touren in die Nacht. Dort ist während des gesamten Festivals ein Infopoint eingerichtet. Hier startet auch die „Night of the Vegan Tofuwurst“. Alle Bier-Bikes und Night-Liner-Taxis fahren hier am zentralen Info Point ab. Außerdem kann man mit dem „Rot Weiss Pommes Ship“ auf der Spree durch die nächtliche Stadt fahren. Ein weiteres Highlight ist Axels Spezialgrillgewürzmischung bei „Imbiss Station Axel Horst“ im Wrangelkiez, nur wenige Gehminuten von „Semih´s Döner Imbi´ss Helal“. Die Besucher werden bunte Kleidung und bizarre Kopfbedeckungen tragen und so zum Gesamtkunstwerk „KIOSK SPRee“ beitragen.
Man darf gespannt sein.

Von Thomas Glatz


Allgemeine Reaktionen vor Ort, vielfälltig, 1

„Was ist das denn?“
„Was wird das denn?“
„Ist das ein Kiosk?“
„Was kann man hier kaufen?“
„Das ist Kunst, oder?“
„Seid Ihr Kunststudenten?“
„Oh, was ist das denn, das gefällt mir!“
„Bleibt das jetzt immer?“
„Seid Ihr auch vom Timmi?“
„Und warum dann der Kiosk?“
„Kann ich die Flyer hier auslegen?“
„Kann man fotografieren?“
„Ich muss leider arbeiten.“
„Eigentlich müsste ich ja arbeiten.“
„Ich muss weiter.“
„Ich habe mein Büro nebenan und sehe Euch immer.“
„Wo ist denn bitte das….?“
„Kann man hier parken?“
„Und was fragen die Leute so?“


Kioskvergnuegen

Das Department of volxvergnuegen lieferte den herbstlich-regnerische-kalten Soundtrack zum Nichtstun, Weglaufen und Weghören.

  Fotos: Alescha Birkenholz


Nichtstun

Vielleicht so? Vielleicht nicht?
Verb dafür finden? (also z.B. schlafen, ausruhen, Yoga machen…)
Skizze.
Immer: konträr zu Arbeit, also im Arbeitsdenken integriert.
Nichtstun aber vielmehr eigenständig, unabhängig, selbstorganisiert, vielleicht sogar frei.
Nichtstun als unabhängiger, unkommerzieller Möglichkeitsraum.
Nichtstun als das Tun, was gerade nicht ist?
Langeweile als Strategie, Langsamkeit als Ausrichtung, Versuch als Ergebnis.


Nutzungsvielfalt

Hausaufgaben machen
Kaffee trinken
Telefonieren
Essen
Reden
Lesen
Sich küssen
Ausruhen
Schauen
Nachdenken
Wohlgefallen
Genießen
Kaufen wollen
Fragen


Graumachen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

kurzfristig gespielt von Daniel Door und der Umgebung des KIOSK FRee.

bestehend aus:
– einem Luftballonmikrofon im Brunnen für Geplätscher und Getrommel
– einem Schlaufmikrofon am Kiosk für allen Sound in Thekennähe
– dem verführerischen Lockruf der Grillen,
– die 10 000 Kilometer voneinander entfernt sangen,
– als noch Paarungszeit und warm war,
– auf Band


Erster Regentag

Der erste Tag Regen und ungewöhnte Kälte in den Knochen.
Aber der Kiosk hält vorerst dicht.
Lediglich eine Stelle musste gefixt werden und eine Pfütze geleert.
Heizdecken oder Whirlpools wären schön, gibts aber nicht im Kiosk, da ja kein Konsum.
Bin ab jetzt für Sozialismus mit Kuscheldecken, evtl.


Super Spezial Salzstangensalon

Bei angesichts der jetzigen Lage noch herrlichem Wetter an einem der letzten schönen Spätsommerabende (aller Zeiten, so fühlt es sich an) lasen in offener, öffentlicher und netter Atmosphäre bei Salzstangen und Dosenbier aus dem KIOSK FRee:

Josef Hadzelek
Anna Serafin
Florian Schenkel
Tommy Schmidt
Gerhard Lassen
Thomas Glatz

Fotos: Alescha Birkenholz


Aufbauten


Moneten


Kiosk wie gemalt


Mehr Kiosk

Hier finden sich schöne weitere Kioskprojekte:

Der 1.KCMO 06:
http://www.kcmo.de

Die Ausstellung KosmosKIOSK auf:
http://www.extraktnetz.net

KKKIOSK:
http://kkk.pleasantnet.de

Kioskisierung:
http://www.kioskisierung.net

Kiosk für nützliches Wissen:
http://www.tuliphouse.de/

Info Offspring, Kiosk als mobiler Container:
http://www.infooffspring.de/

KunstKIOSK 422 in Dinslaken:
http://www.kiosk422.de


Kiosk unterwegs

 


Freier Kiosk

KIOSK FRee
Keine Besetzung.
Keine Behauptung.
Kein Modell.
Kein Aktivismus.
Keine Vermarktung.
Keine Standortbestimmung.
Kein Individualitätskonstrukt.
Keine Eroberung.
Keine Raumaneignung.
Kein Partizipationszwang.
Kein Leistungsprinzip.
Keine Konkurrenz.

Einfach da sein und probieren. Spontanes situatives Vorgehen.


Der Kiosk

Der Kiosk ist informelle Kleinarchitektur, Begegnungsort an Plätzen und Transitorten, er ist Alltagsort und auch ein stückweit kultureller Knotenpunkt. Er ist Anlaufstelle und Treffpunkt, versorgt Arbeitswütige wie Obdachlose oder nächtliche Passanten mit notwendigen Utensilien, funktioniert unabhängig von Alter, Herkunft oder sozialem Status. Der Kiosk ist uneindeutig und offen, einfach und zugleich vielfältig. Er ist alltäglicher Konsumort und gleichzeitig unkommerzieller, funktionalisitischer Raum. Der Kiosk ist irgendwie beiläufig, unauffällig und unauffordernd. Er ist parasitär, unscheinbar und zugleich so ungemein real. Der Kiosk ist da.